Die Spätofolgen von Holocaust Trauma*

Natan Kellermann, AMCHA

 

* Translation by Anna Jaitner of: Kellermann, Natan P.F. (2001). The Long-term Psychological Effects and Treatment of Holocaust Trauma. Journal of Loss and Trauma. 6:197-218.

 

 


Die Langzeitfolgen von Holocaust traumata sind weitreichend. Mehr als ein halbes Jahrhundert nach dem Krieg setzt der Holocaust seine Präsenz auf verschiedene Weisen fort ....? Wie eine Atombombe, die ihre Radioaktivität oft lange Zeit nach der aktuellen Explosion an weit entfernte Orte zerstreut, vergiftet auch der Holocaust weiter jeden, der diesem auf eine bestimmte Art und Weise ausgesetzt war. Bei  älteren Überlebenden, die jahrelang beruflich exzessiv gearbeitet haben und damit beschäftigt waren, ihre schmerzhaften Erinnerungen zu unterdrücken, können im Laufe der Pensionierung, sowie auch durch Beeinträchtigung der Gesundheit erneut Albträume und Flashbacks auftreten. Die Überlebenden, die während des Krieges Kinder waren, ringen weiterhin mit ihren grundlegenden Unsicherheiten und mit der Trauer um ihre Eltern, die sie kaum oder garnicht kannten. Die Nachkommen dieser beiden Gruppen, die sogenannte "2. Generation" erreichen mehr Bewusstsein über den unterdrückten Schmerz, den sie indirekt durch ihre Eltern übernommen haben.?... Sogar in der dritten Generation können Spuren von Holocaust-Assoziationen beobachtet werden, wenn sich diese auf die Suche nach ihren Wurzeln machen und die frühzeitig abgebrochenen Linien des Stammbaumes entdecken.(...?)


Es scheint, als hätte Elie Wiesel (1978) Recht gehabt, indem er konstatierte, dass "die Zeit nicht alle Wunden heilt, denn es gibt einige, die schmerzhaft offen bleiben" (p.222).

 

Obwohl Holocaustüberlebende und ihre Familien sich starken Anstrengungen unterziehen, um ihr Leben fortzusetzen, ohne immer wieder an die schrecklichen Ereignisse der Vergangenheit erinnert zu werden, kehren traumatische Erinnerungen und ihre begleitenden Emotionen wieder und wieder zurueck. Judith Hermann beschreibt dies in ihrem Buch "Trauma und Wiederentdeckung", 1992 so, dass "Grausemkeit sich dagegen wehrt, begraben zu werden" (p.1). Diese Grausamkeiten, die die bewussten und unbewussten Erinnerungen der Überlebenden und ihrer Nachkommen durchdringen, müssen vollständig erinnert, betrauert und verarbeitet werden, innerhalb einer sicheren, heilenden Bindung.

 

Die Absicht des folgenden Artikels ist die Beschreibung der Langzeiteffekte von Holocausttraumata der Überlebenden und ihrer Nachkommen, sowie der Vorschlag von möglichen Behandlungsstrategien für dieses Klientel.

 

Aufbauend auf Gesprächen und Behandlungen von hunderten solcher Betroffenen, sowie auf einer intensiven Auseinandersetzung mit der relevanten Literatur, soll er ausserdem Erlebnisse von AMCHA beschreiben, dem Nationalen Israelischen Zentrum für psychologische Unterstützung von Holocaustüberlebenden und der 2. Generation.(....)?

 

AMCHA (hebräisch/jiddisch fuer "dein Volk") diente als Codewort, das Juden im besetzten Europa half, sich gegenseitig zu erkennen. Seit der Gründung von AMCHA im Jahre 1987 steht dieses in Israel für eine Art Hilfe, die versucht, Überlebenden und ihren Kindern eine Möglichkeit zu geben, um ihre Herzen ...?

 

Warum brauchte man mehr als 40 Jahre nach dem Ende des Krieges, um eine solche Organisation aufzubauen? Hierzu können einige Gründe genannt werden. Erstens entwickelte sich nach dem Eichmann Prozess in Jerusalem in den sechziger Jahren eine neue soziale Aufmerksamkeit bzgl. des Holocaust. Nachdem sie viele Jahre geschwiegen hatten, waren jetzt mehr Überlebende  als je zuvor bereit zu sprechen und offen ihre Erinnerungen und ihr vorherrschendes Leiden mit anderen zu teilen.   Durch das wachsende Interesse der jungen Menschen an der Vergangenheit ihrer Eltern, welches sich durch Fragen und der Suche nach Antworten äusserte, wurde das Vermächtnis von Schuld und Scham, das...? S198 

Ausserdem wurden psychologische Auswirkungen von generationsuebergreifender     Transmission von Traumata auf die Nachkommen immer häufiger bestätigt. Des Weiteren wussten die Familien der Überlebenden von deren privaten und meist verheimlichten Leiden, während es nach aussen hin so schien, als führten sie ein normales Leben in guter Gesundheit. So kam in den achtziger Jahren ein Sinn für Dringlichkeit auf, um "jetzt oder nie" eine emotionale Hilfe bereitzustellen. Das Leiden des Alterns, Pensionierung, Krankheiten und Todesfälle der Eheprtner weckten neue emotionale Krisen, die das alte Trauma aktivierten. Das führte dazu, dass viele nach professioneller Hilfe suchten, teilweise zum ersten Mal in ihren Leben. So begann es, dass die Vielseitigkeit an psychologischen Bedürfnissen der Holocaustüberlebenden mehr und mehr anerkannt und bestätigt wurde, was auch Prof. Haim Dasberg (1987) in seiner Schrift "Psychologische Not von Holocaustüberlebenden und ihren Nachkommen in Israel, 40 Jahre danach" proklamiert. Jedoch stellten sich die Hilfestellen, die dafür bereitgestellt wurden, als insuffizient und überaus inadequat heraus. Es schien, als ob professionelle Hilfe genau diese Gruppe von chronischen Patienten meiden würde und eine Art "Holocaust-Opferphobie"...?entwickelt hätte     s199

 

Ein "Holocaustüberlebender" könnte grob als Person definiert werden, die als Jude unter Nazibesatzung während des 2. Weltkriegs verfolgt wurde und von der "Endlösung" betroffen/bedroht war, es jedoch schaffen konnte, am Leben zu bleiben. Gemäß dieser Definition bietet AMCHA Behandlungen passend für dieses Klientel an,...?

 

Dies umfasst solche, die in Ghettos eingesperrt waren, die als Zwangsarbeiter in  Arbeitslager und/oder in Konzentrationalager verschleppt wurden, solche, die im Versteck oder unter falscher Identität überlebten, Flüchtlinge, die ihre Familien verlassen mussten, die mit Partisanen kämpften, die in Folge eines "Kindertransportes" weggeschickt wurden usw. All diese Menschen erlitten Traumata, indem sie in einem Zustand ständiger Bedrohung oder Tötung lebten, zahlreiche Verluste erleiden mussten, oder unter dem Schatten der Holocaustverfolgung leben mussten. Im Augenblick leben über 350.000 Holocaustüberlebende in Israel.Wenn die Nachkommen und nahe Familienangehörige miteinbezogen werden, ergibt siche eine Zahl von einer Millionen Menschen, die direkt oder indirekt vom Holocaust betroffen sind. Auch wenn nur ein kleiner Anteil dieser Menschen anfällig für geistige Qualen ist, stellt diese Gruppe eine große Zahl an Menschen dar, die spezielle Hilfe benötigen, die bisher nicht bereitgestellt wurde.

 

Nach einem bescheidenen Anfang in Jerusalem beschäftigt AMCHA laufend (zu dem Zeitpunkt diesen Artikels) über 130 professionelle Mitarbeiter (Sozialarbeiter, Psychologen, Bewegungstherapeuten, Psychiater und Beschäftigungstherapeuten?). Diese arbeiten in den vier größten Städten Israels (Jerusalem, Tel-Aviv, Haifa und Beer Sheva), sowie in weiteren Städten ...? und stellen eine Hilfe für tausende von Klienten dar. AMCHA wurde zum Pionier im Bereich der lebenslangen Leiden von    posttraumatischem Stress. Viele ihrer Erfahrungen und Forschungen bzgl. der mentalen Gesundheit von Holocaustüberlebenden sind...? und weitgehend   einzigartig. Daraus resultiert eine reichhaltige Auswahl von Hilfen?, die regelmäßig von AMCHA angeboten wird.    Table one....

 

Holocaustüberlebende

Zwischen Holocaustüberlebenden gibt es hinsichtlich einigen Punkten deutliche  Unterschiede. So differieren z.B. ihre Persönlichkeiten vor dem Krieg, ihre verschiedenen traumatischen Kriegserlebnisse und ihre Wiederanpassung nach dem    Krieg. Aufgrund all dieser Unterschiede ist ihre weit differierende Anfälligkeit und Elastizität? bzgl. Stress am treffendsten, um sie hinsichtlich hoher oder niedriger  Empfänglichkeit für mentale Leiden einzuordenen. Diese Variablilität ist für die Differenzierung zwischen klinischen und nichtklinischen Holocaustüberlebenden relevant. Während der größte Teil der Überlebenden ein unüblich hohes Maß an psychischer Stärke zeigt, um die Folgen ihrer traumatschen Erfahrungen und zahlreichen Verluste zu überwinden (viele kämpften als Soldaten in israelischen Kriegen und halfen, den Staat nach seiner Gründung in jedem möglichen Bereich mitzuformen), litt eine klinische Minderheit weiterhin an Depressionen, irrationalen Ängsten, Schlafstörungen und psychosomatischen Symptomen, welche eindeutig auf die Naziverfolgung zurückzuführen sind.

 

Im Folgenden sollen einige typische Beispiele erläutert werden.

 

Eine achtzigjährige Holocaustüberlebende wurde von ihrere Tochter an AMCHA verwiesen auf Grund ihres übertriebenen Vorrats an Nahrung. Seit Jahren war dies eine für sie übliche Tätigkeit gewesen, stets war der Kühlschrank vollgepackt mit Essen, jedoch hatte diese Tätigkeit seit dem Tod des Ehemannes zugenommen. Die Situation verschlechterte sich noch mehr durch die Weigerung der Mutter, verdorbenes Essen wegzuwerfen, sowie durch deren Beschuldigung, die Tochter würde stehlen. "Da und dort? hatten wir nichts zu essen, wie kannst Du unser Essen jetzt wegwerfen?", fragte sie ihre Tochter, was diese so estaunte, dass sie nicht wusste, wie sie darauf reagieren sollte.

Ein älterer Mann konsulteierte AMCHA auf Grund von starken Schlafstörungen. Jede Nacht erwachte er völlig durchnässt und es war ihm unmöglich, wieder einzuschlafen. Schmerzhafte Erinnerungen des Holocaust kamen wieder zurück, mit all ihren Begleitemotionen?  und er wurde überwaeltigt von Entsetzen. Er erzählte von  immer wiederkehrenden Albträumen, in denen ihn die Gestapo auf Motorrädern verfolgt. Für Juden war es verboten, sich nachts draußen aufzuhalten und in seinem Traum rennt er um sein Leben, bis er an die Tür seines Hauses ankommt, die er verschlossen vorfindet. Während er vor der großen Tür steht, ruft er nach seinem Vater, um ihm die Tür zu öffnen. Er schreit "Papa! Papa!", aber niemand öffnet ihm. Während er laut schreit wird ihm bewusst, dass seine Frau versucht, ihn aufzuwecken und er realisiert, dass alles nur ein Traum gewesen war. Danach war es ihm aber nicht möglich, mit den Erinnerungen an seine getötete Familie wieder einzuschlafen und mit solchen Erinnerungen, wie er zu Dingen gezwungen wurde, die niemals verziehen werden könnten. Die Tatsache, dass er noch am Leben war, war ein absurder Unfall, weil das Leben für ihn seinen Sinn verloren hatte. "Vorher war es Leben", sagte er. "Heute ist es nur Vorhandensein".

 

Bei den Holocaustüberlebenden, die sich wegen einer psychiatrischen Behandlung an AMCHA wenden, wurden folgende zehn Charakteristika häufig beobachtet:

 

a. massive Unterdrückung,...?, Amnesien und Alexitymie; b. zudringliche Erinnerungen, Holocaustbezogene Assoziationen und ...?; c. Annedonia, Selbstmordidealisierung, Depressionen und chronische Trauerzustände; d. Überlebendsschuld; e. Schlafstörungen und Albträume; f. Probleme bzgl. der  Regulation von Ärger und dem Umgang mit zwischenmenschlichen Konflikten;

g. exsessive Sorgen, Ängste, Erwartungen einer Katastrophe? und Angst vor erneuter Verfolgung; h. Misstrauen, Paranoia, Isolation, Mangel an Vertrauen und Einsamkeit; i. Nutzung von Überlebensstrategien? und j. Eine niedrige Toleranzschwelle in schwierigen Situationen. Bei Holocaustüberlebenden sind habituelle Panikreaktionen am üblichsten,  wenn der Auslöser in irgendeiner Weise den Holocaust symbolisiert. Solche holocaustbezogenen Auslöser können einige oder alle der folgenden darstellen: dicht gedrängte Züge, Bahnhöfe, medizinische Untersuchungen, ein Klopfen an der Tür, Uniformen, Ausrottung (von Insekten)?, die Farbe Gelb, Selektionen, Gas, Duschen, Stacheldrahtzaun, weggeworfenes Essen, (vor Allem Brot), Zäune, Grausamkeit, bellende Hunde, ...? oder Diskriminierung, Trennungen, der Geruch von verbranntem Fleisch, verschlossene Räume, Öfen, das Stehen in einer Reihe, Kälte, Musik von Wagner, die deutsche Sprache und deutsche Produkte im Allgemeinen. Jeder dieser Reize kann eine gewaltsame? emotionale Reaktion bei Überlebenden hervorrufen, der sich zu diesem Zeitpunkt in eine lebensbedrohliche Situation während des Holocaust zurueckgesetzt fühlt. Aber auch glückliche Begebenheiten, wie Hochzeiten, jüdische Feiertage und Familienfeiern können plötzliche Reaktionen von Kummer evozieren und Erinnerungen an die immensen Verluste wiedererwecken und an all die Menschen, die nicht mehr leben, da sie auf brutale Weise getötet wurden. Daraus ergibt sich häufig eine sich widersprechende Anstrengung, sich einerseits zu erinnern, und gleichzeitig auch zu vergessen, beides mit dem Ziel, sich dem traumatischen Ereignis anzunähern und es zu vermeiden....S202?

 

Wie eine beschädigte Kassette, die immer wieder das selbe abspielt, werden auch schmerzhafte Erinnerungen und zudringlich erlebte Bilder immer wiedererlebt, während gleichzeitig eine bewusste Anstrengung unternommen wird, diese Erinnerungen zu vermeiden und nicht über sie nachdenken zu müssen. In diesem Verhalten zeigt sich, dass es im fortgeschrittenen Alter schwieriger wird, solche Schutzmaßnahmen zur Abwehr von Angst und Depression einzusetzen, als es in jungen Jahren erfogreich war. Allmählich oder plötzlich können die untilgbaren Wunden, die durch unmögliche? Entscheidungen über Leben und Tod während des Holocaust enstanden sind, aufbrechen und die Überlebenden können erneut später in ihrem Leben von einer Mischung aus Überlebensschuld und unterdrückter Aggression gequält werden. Während sie bis dahin alles unternommen haben, um ihren Schmerz zu verdecken und ihre erschreckenden Erinnerungen zu unterdrücken, erwachen jetzt alte Traumata wieder zum Leben und nicht zu Ende gebrachte emotionale Anliegen drängen nach Lösungen. "Als ich aus Buchenwald befreit wurde", sagte ein Überlebender, "bestand der einzige Weg mein Leben fortzusetzen darin, indem ich die Vergangenheit hinter mir ließ. Ich gab mein Bestes nicht daran zu denken und  nicht darüber zu sprechen, um so besser in der Lage zu sein, mit der Vergangenheit fertig zu werden. Ich beschäftigte mich mit anderen Dingen." Die schien auch für mehr als fünfzig Jahre zu funktionieren, bis die Vergangenheit ihn einholte und dazu zwang, alles in seinen Träumen wiederzuerleben. Frühe Literatur über Holocaustüberlebende, die für ...? zeigte ein düsteres Bild von schwerer Symptomatik mit beträchtlichen affektiven, kognitiven und behavioralen Beeinträchtigungen. Die üblichen Beschwerden von Holocaustüberlebenden umfassten solche Symptome wie beharrliche Ängste, Furcht vor erneuter Verfolgung, chronische Depression, psychosomatische Symptome , Konzentrations- und Gedächtnisdefizite, mangelhafte Anpassung, Schlafstörungen mit erschreckenden Alpträumen und einer großen Schwierigkeit, die traumatischen Emotionen (oder Alexithymia) zu verbalisieren. Niederland, Chodoff, Eilington, Krystal et al. schlugen das Konzept des "KZ-Syndroms" vor, welches diese spezifische Psychopathologie beschreibt (umfasst). Kritisiert wurde daran jedoch die Tatsache, dass die Beschreibungen nur auf nichtrepräsentativen klinischen Fallbeispielen basieren. Dasbergs Überblick (1987) einiger späteren vergleichbaren Studien, die auf Ergebnissen von nichtklinischen Teilen der Holocaustüberlebendenpopulation basierten ?S203 offenbarte ein gemischtes Bild bzgl. der Nachkriegsanpassung. ...?S203

 

Die Psychopathologie von Holocaustüberlebenden bleibt also ein kontroverses Thema. Jegliche Beschreibung dieser Generation als emotional gestört trifft auf starken Protest, ...? Entgegengesetzte Meinungen, dass diese Population nicht emotional gestört ist führt gleichermassen zu Protest.??

Diese Argumente erscheinen eher affektiv als informativ?. Neben der Unterscheidung zwischen klinischen und nichtklinischen Menschen muss außerdem auch eine Differenzierung der Vielzahl der mentalen Leiden der Überlebenden vorgenommen werden.? Es ist möglich, dass die klinische Gruppe der chronisch Kranken bereits vor dem Holocaust eine Disposition für schwere mentale Störungen hatte und so emotionale Probleme während des ganzen Lebens präsent bleiben. Die nichtklinische Gruppe bleibt beständiger, zeigt jedoch beim Unterziehen einer psychologischen Evaluation spezifische Holocaustbezogene Ideation?

 

Besonders in Zeiten von erneutem Stress und Traumatisierung scheinen jedoch alle Überlebenden anfällig für mentale Leiden zu sein. Die wahrscheinlich passendste Diagnose wäre das "chronic posttraumatic stress disorder"- Syndrom (PTSD), mit  Depression als ein häufig damit verbundenes Merkmal (Kellermann, 1999).

 

Behandlung von Holocaustüberlebenden

Holocaustüberlebende wollen nicht wie psychiatrische Patienten behandelt werden  und zeigen außerdem bzgl. Beratung und Psychotherapie häufig wenig Interesse. Die meissten bitten mit großem Zögern und Zweifeln um Hilfe. Wenn sie es tun ist ihr Bedarf an Linderung der aufgetretenen Symptome oft dringend. Es ist deshalb sehr wichtig, möglichst schnell eine vertraute Beziehung aufzubauen um Hoffnung zu  geben, dass die Anstrengungen und Überwindungen Hilfe zu suchen, es der Muehe  wert waren. Der häufigste Weg dies zu tun, ist sie fühlen zu lassen, dass sie so wie sie sind verstanden und akzeptiert werden, innerhalb eines Raumes von anderen Überlebenden. Eine wichtige Vorraussetzung für diese Art von Beziehung ist das Eintreten in die Privatsphäre des Patienten, um darin zu Hause zu sein. Dies ist ein zentraler Startpunkt für jede Art von intervenierender Behandlung bei AMCHA.

 

Nach dem Aufbau vin Sicherheit und Vertrauen...?204

Aus diesem Grunde wird den Überlebenden zu Beginn des Kontaktes mit AMCHA vorgeschlagen, ihre Erlebnisse während des Krieges zu erzählen. Diejenigen Überlebenden, die ihre schmerzhaften Erinnerungen verdrängt haben, reagieren meistens ambivalent gegenüber solcher Aufforderung, ihre Geschichten  wiederzugeben. "Warum alte Wunden öffnen und die Schmerzen wiedererleben? Warum die erschreckenden Gespenster der Vergangenheit zum Vorschein kommen lassen? Warum sollen wir sie nicht ruhen lassen? Was ist gut daran, sich in solch schreckliche Erinnerungen einzumischen, die vor so langer Zeit stattgefunden haben? Lass uns lieber vergessen und mit das Leben weiteleben, wie es heute ist!" Diese Ambivalenz basiert z.T. auf des Schwierigkeiten, traumatische Erinnerungen zu verbalisieren, wie es von Elie Wiesel (1978) erfasst wurde: "Wie kann man über solche Dinge sprechen, ohne den Kopf zu verlieren und gegen die Wand zu schlagen? Es ist genauso unmöglich, darüber zu sprechen, wie nicht darüber zu sprechen. Zu viele Körper zeichnen sich auf unserem Horizont ab; sie wiegen auf jedem einzelnen unserer Worte, ihre leeren Augen halten uns in Schach. Jemand müsste ein neues Vokabular, eine neue Sprache erfinden, um zu sagen, was kein Lebewesen jemals gesagt hat." (S.236). Trotz dieses Widerstandes wollen die meisten Überlebenden heute ihre Geschichten erzaehlen, sobald sie fühlen, dass jemand da ist, der bereit ist, ihnen zuzuhören. Auch wenn es keine allgemeine Empfehlung gibt bzgl. Reden oder Schweigen, gibt es aus der Perspektive des Traumaheilung eine Übereinstimmung darüber, dass es besser ist, das bis dahin Verschwiegene herauszulassen, als zu versuchen, die schmerzhaften Erinnerungen zu unterdrücken und sie zu vergessen (Hermann, 1992). Mit anderen Worten ”Erinnern erhält Vorrang über Vergessen". So ist das Erinnern an den Holocaust und das Bewusstsein seines Vermächtnisses mit Sicherheit ein essentieller Bestandteil des..?204

 

Aus individueller Sicht ist das Verlältnis zwischen Vergessen und Erinnern meistens nicht bewusst und nicht intendiert. Während die Überlebenden verzweifelt versuchen, eine Art innere Balance und emotionale Ausgewogenheit wiederzuerlangen, erleben sie das Trauma erneut in Form von lebhaften Erinnerungen und Albträumen. Das Reden über ihre Erfahrungen während des Holocaust im Rahmen einer Therapie kann ihnen paradoxerweise auch emotionale Erleichterung verschaffen. Eine Frau z.B. litt lange Jahre an Schlaflosigkeit und Albträumen. Sie träumte, sie wäre wieder im Lager und müsste sterben. Als sie anfing, über ihre Erinnerungen zu sprechen und sie aufzuschreiben, legten sich ihre Albträume und sie schlief besser. Es schien, als ob ihr die verbale Aufarbeitung ihrer Geschichte helfen würde. Das bloße Verbalisieren ihrer Erinnerungen und das Übersetzen von Gefühlen in Worte scheint die Reorganisation zu erleichtern, um die Gefühle dann besser zu ordnen und zu überdenken (Freud, 1958). Während man über den Nutzen des Redens über den Holocaust mit den Überlebenden einig ist, bleiben einige Fragen offen, wie solche über die passende Behandlungsmethode dieser Population. Welche Therapiemethode sollte empfohlen werden? Was ist am besten für wen in welchem Kontext? Sollte man Lang-, Mittel-, Kurz- oder zeitbegrenzte Behandlungen empfehlen? In welchen Fällen können wir individuelle-, Gruppen-, Familien-,   Milieu-, und/oder Psychopharmazeutische Behandlung vorschlagen? Sollte Psychotherapie unterstützend und anleitend, oder forschend und wiederaufgbauend sein? ???S205

 

Offensichtlich scheint es unmöglich zu sein, bei solch einer Vielfalt an sich offenbarenden Problemen irgendeine spezifische Empfehlung zu geben. Ferner ist hinsichtlich der reichen Literatur über Holocausttraumata vergleichsweise wenig über aktuelle Behandlungsmethoden geschrieben worden (Chodoff, 1980). Aus diesem Grund wird es in diesem Artikel lediglich möglich sein, allgemeine Richtlinien von ...? entwickelten Behandlungen zu beschreiben, sowie eine Liste von einigen vorgeschlagenen Methoden zu präsentieren. Die Behandlung von älteren Holocausüberlebenden unterscheidet sich hinsichtlich einiger Gesichtspunkte von der ihrer jüngeren Geschwister, sowie von der kürzlich traumatisierter Personen. Mentale Qualen nehmen durch den Verlust von Familienangehörigen, durch die Gesellschaft von Kindern, verminderte Kraft und abnehmende physische Kapazitäten kombiniert mit der Rückkehr von Erinnerungen an den Holocaust zu. Um ihre persönlichen Wünsche und individuellen therapeutischen Bedürfnisse aneinander anzupassen, ergibt sich ein großes Angebot an Behandlungslternativen, für die Überlebenden, die zu AMCHA kommen.

Häufig angwand wird eine Kombination aus psychologischen, sozialen sowie speziellen Beschäftigungsmethoden, welche individuelle und/oder Gruppentherapien, psychosoziale Milieutherapie und soziale Führsorgearbeit umfassen. Zusätzlich versucht AMCHA innovatievere Behandlungsmethoden zu entwickeln, und auch psychologische Dienste bereitzustellen, sodass die älter werdenden Überlebenden ihren neuentstehenden Bedürfnissen begegnen können. 

Bei älteren, meist chronisch traumatisierten Menschen werden bescheidene Behandlungs- und therapeutische Ziele vorgeschlagen. Neben dem offensichtlichen Fokus auf die Linderung der Wunden des Holocaust verfolgt die Therapie zusätzlich das Ziel, den Menschen ihre Ängste vor dem Altern zu nehmen. Sie soll helfen, mit Depressionen umgehen zu lernen, sowie mit dem Kummer über den Tod von Familienmitgliedern und Freunden, mit Zurückgezogenheit und Lustlosigkeit, mit den Schwierigkeiten des Alleinlebens und der Abhängigkeit von Anderen, sowie mit dem immer näherrückenden Tod. Um einige der zwischenmenschlichen Isolationen zu durchbrechen, um Hlatung zu festigen ?S206 und um Rückzug und mentaler Desorientierung entgegenzuwirken, wird bei AMCHA eine Reihe von Gruppenaktivitäten, sowie soziale Clubs als auch Hausbesuche von Freiwilligen angeboten. Vorgeschlagen werden auch spezifische Reabilitationsaktivitäten, wie geeignete Freiwilligenarbeit für schon pensionierte, jedoch noch aktive ältere Menschen oder das Nachkommen ihrer Hobbies, durch das Bereitstellen bestimmter Gelegenheiten wie Lesungen oder Diskussionen. Auch körperliche Übungen werden angeboten, einerseits als Entlastung von Muskelspannung, andererseits als ein Mittel um abzuschalten und nicht an emotional belastende Dinge zu denken. Soziale Fühsorgearbeit zielt darauf ab, eine Hilfestellung zur Lösung von Problemen häuslicher, gesundheitlicher, beruflicher oder gesellschaftlicher Art auf einer praktischen Basis bereitzustellen.

 

Passende Informationen und Führung? Ist manchmal alles, was eine ältere Person braucht, um Slebstrespekt und –genügsamkeit aufrechtzuerhalten. In fällen von schwerer Depression, starken Ängsten und chronischen Schlafstörungen werden in der Psychotherapie häufig zusätzlich Medikamente hinzugefügt. Die fogenden Phasen werden bei der psychotherapeutischen Behandlung von Holocaustüberlebenden häufig durchöaufen. Die erste Stufe in der Therapie schließt das Errichten einer sicheren und vertrauensvollen Beziehung ein, in der sich die Überlebenden akzeptiert und verstanden fühlen. Hier bedarf es sowohl an besonderem Verständnis und Erfahrung auf Seiten des Psychotherapeuten, als auch an beträchtlicher Aufmerksamkeit bezüglich der eigenen „conterresponses“ S206?.

 

Anschließend werden die Überlebenden dazu ermutigt, ihre persönliche Lebensgeschichte zu erzählen, die Erinnerungen an Erfahrungen beinhalten, die vor, während oder nach dem Holocaust gemacht wurden, um diese dann mit der Gegenwart zu verbinden. Traumatische Vorkommnisse werden direkt angesprochen und, wenn möglich, werden auch die damit verbundenenEmotionen, Gedanken und physischen Empfindungen tiefgrundig erforscht. Die emotionale Aufarbeitung der persönlichen dieser Ereignisse (so wie diese erinnert werden) verfolgt also die Absichtder Rekonstruktion der aktuellen Ereignisse.?? Dies beinhaltet ausnahmslos eine Phase emotionaler Ventilationund Trauer um die zahlreichen Verluste in der Vergangenheit...?

Schließlich wird ein Versuch unternommen, eine Art Entschluss oder Transformation der traumatischen Vergangenheit zu erreichen. Dies kann einige Verbindungen mit der bisher vernachlässigten traumatischen Vergangenheit miteinschließen, wie beispielsweise Gedächtnisfeiern, eine Veränderung der persönlichen Bedeutung des Holocaust, was sich z.B. durch eine tiefgründigen Suche nach Bedeutung des Überlebens ausdrückt, was an die Stelle von Schuld tritt, oder auch die Integration des Traumas in die eigene oder Familiengeschichte, wenn das Vermächtnis des Holocausts an die nächsten Generationen weitergegeben wird. In diesem Stadium wäre Frankls „Logotherapie“ geeignet, in der Überlebende ermutigt werden, existentielle Bereiche bezüglich der Bedeutung von Leben und Tod zu durchdenken. Natürlich ist eine Bearbeitung von Holocausttraumata nie vollständig. Es wird immer eine beträchtliche Menge an Zorn, Sorge, Angst und Sehnsucht nach einer anderen Realität bestehen bleiben. Jedoch kann auch ein Gefühl von Abschluss/Vervollständigung und Stolz entstehen das getahn zu haben, was unter diesen spezifischen Umständen möglich war.

 

Den Krieg als Kind überlebt zu haben scheint eine fundamental andere Erfahrung zu sein als ihn als Erwachsener zu überleben. Kinder sind im Gegensatz zu Erwachsenen gleichzeitig verwundbarer als auch anpassungsfähiger. Sie erlebten die Schrecken des Krieges in vielen Etappen ihrer kognitiven, emotionalen und persönlichen Enrwicklung und erlitten während der vielen Jahre ...meine S.15 2. seite

Zusätzlich eigneten sie sich eine große Zahl unterschiedlicher und ausergewöhnlicher Überlebensstrategien an, um mit extremer Deprivation und Traumatisierung fertigzuwerden. Es ist daher nicht überraschend, daß ein ziemlich variierendes klinisches Bild von Holocaustüberlebenden, die zu Kriegsende jünger als sechzehn Jahre alt waren (Durst, 1995). Wie erwartet spiegelt sich solche eine frühe Traumatisierung in der gesamten Lebensspanne des „Child Survivor“ wider und viele der früheren Strategien werden während des ganzen Lebens beibehalten.

 

Am offensichtlichsten ist, daß sich die „Child Survivors“ fühlen, als ob sie daran gehindert wurden, eine normale Kindheit zu haben. Das führt dazu, dass es ein konstant bleibendes...? S.207 welches nach (infantiler) Bedürfnisbefriedigung sucht. Auf Grund der Umstände, unter denen sie aufwuchsen, wurden sie zu „kleinen Erwachsenen“, mit frühreifer, vorzeitiger Verantwortung. Ein weiblicher „Child Survivor“ berichtete:

 

„Ich hatte keine richtige Kindheit. Als Kind musste ich wie eine Erwachsene sein. Es war gefährlich, ein Kind zu sein. Ich musste das Kind in mir verstecken und so tun, als ob ich jemand anderes wäre. Deswegen sehnt sich das Kind in mir immernoch nach Anerkennung und Unterstützung. Menschen finden es jedoch komisch eine alte Frau zu treffen, die in Wirklichkeit nur ein Kind ist und ich bin vorsichtig damit, mein Geheimnis zu enthüllen. Wenn ich aber mit Kindern zusammen bin, fühlen sie es direkt.“

 

„Child Survivors“ sind heute zwischen 55 und 70 Jahren alt, abhängig von ihrem Alter am Ende des Krieges. Es wäre vielleicht richtiger, diese Population in drei Subgruppen zu unterteilen:

1. Säuglinge oder Kinder, die nicht älter als 6 Jahre alt waren

2. „Child Survivors“, die zwischen zwölf und sechzehn Jahren alt waren und

3. Jugendliche, die am Ende des Krieges zwischen zwölf und achtzehn waren.

Offensichtlich macht das Alter einen großen Unterschied bzgl. der Entwicklungsphase aus, in der das Trauma stattgefunden hat, wie z.B. bzgl. der bereits erworbenen kognitiven Fähigkeit zu verstehen, was vor sich geht ,oder der Fixationen, die in bestimmten Etappen des Erwerbs von Vertrauen und Mißtrauen, Autonomie und Zweifel, Schuld und Identität auftraten. Anscheinend sind die Umstäde umso traumatischer und das Einwirken der Kriegserlebnisse um so schädigender, je jünger der/die Überlebende war. Im Folgenden werden einige der Probleme angeführt und erläutert, mit denen „Child Survivors“ zu kämpfen haben: a. erlernte Hilflosigkeit; b. Verlassensein und Isolation; c. unterbrochene?? Trauer um Verluste; d. Identitätsprobleme; e. Gedächtnisverluste und f. primitive Verteidigungsstrategien ?S208

 

Dadurch, dass die „Child Survivors“ sehr früh in ihrem Leben lernten, dass ihr Schicksal durch äußere Kräfte gesteuert wird und über die sie keine Kontrolle haben, gibt es unter ihnen ein starkes Gefühl von erlernter Hilflosigkeit und Opfer-Gefühlen, indem sie sich als in der Gewalt von Anderen empfinden. Zusätzlich wird der Mangel an Sicherheit, Vorhersagbarkeit und Vertrauen gepaart mit überwältigender Angst, Machtlosigkeit und Verlust an Kontrolle zu einer permanenten Lernerfahrung, die ihr Gefühl von Unabhängigkeit und Autonomie beeinträchtigt.

Des weiteren gibt es ein innewohnendes Gefühl von Verlassensein, existentieller Einsamkeit oder einer vagen Empfindung von Nichtgewolltsein(?), was zur Folge hat, dass manche „Child Survivors“ ständig meinen, ihren Wert beweisen zu müssen. Nach all den Jahren fühlen sie sich immer noch danach, sich verstecken zu müssen und empfinden eine strake Isolation von Anderen und sich selber. Das verstärkt die selbstauferlegte Stille und die Unterdrückung ihren Innenlebens, bis sie spüren, dass die Außenwelt sie so akzeptiert, wie sie wirklich sind. Miteinander in Konflikt tretende Gefühle wie Schuld, die Eltern und Geschwister zurückgelassen zu haben werden vermischt mit Wut darauf, nicht richtig beschützt worden zu sein.

 

Die zahlreichen und frühen Verluste von Eltern und Kindern verfolgen die „Child Survivors“ ihr ganzes Leben hindurch. Kinder wurden auf vielen verschiedenen und  schmerzhaften Wegen von ihren Eltern und Geschwistern getrennt. Sie wurden an Pflegeeltern oder Klöster übergeben und in falsche Namen umbenannt. Sie wurden aus Zügen geworfen oder auf Dachböden, in Kellern oder Wäldern zurückgelassen und versteckt.  Sie wurden in Züge gesteckt und in weit entfernte Länder gebracht, oder sie wurden auf brutale Weise von ihren Eltern in Konzentrationslagern getrennt. Selten war es möglich gewesen, auf Wiedersehen zu sagen...?

Für viele „Child Survivors“ bleibt der unterbrochene Kummer mit einer häufigen und langanhaltenden Tendenz, die überwältigenden Verluste zu leugnen ein lebenslanger Kampf. Daraus resultiert, dass normale Trennungen im Laufe des Lebens auch weiterhin als sehr belastend empfunden werden, wodurch zwischenmenschliche Beziehungen immer an der Oberfläche gehalten werden.

Häufig treten bei den „Child Surivors“, die dazu gezwungen wurden, während des Krieges eine andere Identität anzunehmen, Identitätsprobleme auf. Während einer entscheidenden Phase  ihrer Jugend wurden solche Kinder einer radikal anderen Sozialisation ausgesetzt, die in jedem Fall zu Identitätsverwirrungen, im schlimmsten Fall zu einer vollständigen Unterdrückung ihres früheren Selbst führen kann. In einigen der neueren Fällen wird es für viele Jugendliche nach dem Krieg schwierig, zu ihren eigentlichen Familien zurückzukehren und ihre ursprünglichen Namen wieder anzunehmen.

 

Der Verlust von Erinnerungen hinterlässt eine Leere in der inneren Welt der jugendlichen „Child Survivors“. Die Abstinenz jeglicher Kindheitserinnerungen führt zu einem Bruch in dem natürlichen Lauf einer Lebenserzählung.(?)

 

Minderjährige „Child Survivors“ suchen also weiterhin mit Inbrunst anch etwas in sich selbst oder außerhalb  von ihnen, was Spuren der Vergangenheit und ihrer Eltern zurückbringen kann. Sie suchen nach nichtsprachlichen Zeichen, wie z.B. bekannte Gerüche, ein Geräusch oder ein Bild, dass ein paar Fragmente des Hauses der Mutter, des Vaters oder des eigenen heraufbeschwört, um etwas ihrer verlorenen Kindheit wiederzuerleben und zu spüren. Ein „Child Survivor“, der von seinen Eltern getrennt wurde und von welchen er in seinen ersten fünf Lebensjahren keine Erinnerungen hat, erinnert nur eine einzige Sache seiner Kindheit: das Laufen im Matsch umgeben von Soldaten. Jemand hielt seine Hand, ohne zu wissen, wer dieser jemand war. Er erinnert nur, dass er fallen musste und dass jemand ihm hilft. Nach mehr als 50 Jahren fühlt sich der“Child Survivor“ noch immer als ob er tief im Schlamm liefe und nach Hilfe suche, dass jemand seine Hand hielte, um ihm den Weg zu weisen.

Ein Ergebnis des überwältigenden Schmerzes, der Machtlosigkeit und Isolation ist die häufigste Entwicklung von primitiven Abwehrmechanismen unter den „Child Survivors“, um emotional überleben zu können. Solche Verteidigungsmechanismen dienten zur Hilfe, um sich nicht...? 209, sowie darum, keine Gefühle zu zeigen, denn „Kinder die weinten, starben.“ Wenn aber die Wahrnehmung der Realität zu bedrohlich und überwältigend wurde, hinterließ das „sprachlose Entsetzen“ ...? hinter den Worten. Somit wurden Gefühle häufig dissoziativ? oder vollständig vergessen. Im Erwachsenenalter manifestiert sich dies manchmal in einer Form emotionaler Abkapselung?, psychischer Taubheit ? und totaler Amnesie. Weniger dramatische Überlebensstrategien, die auch noch im Erwachsenenalter auftreten können, ist der Drang nach „Nichtgesehen werden wollen“, Nichtauffallen, leise, folgsam und brav zu sein. Ein 13-jähriges Mädchen sitzt nach einem Progrom, on dem ihr Vater verhaftet und bei der Polizei geschlagen wurde, auf einer Fensterbank, offenbar unbeeinflusst von der Außenwelt. Sie liest ein Buch und lässt ihre überwältigenden Emotionen eingeschlossen, als wäre sie ..? Die emotionale Entwicklung hörte jedoch zu diesem Zeitpunkt auf. Sie gründete nie eine eigene Familie und es scheint als ob sie selbst jetzt noch, mit Ende sechzig, auf der Fensterbank säße um auf die Rückkehr ihres Vaters zu warten.

Während Childsurvivors häufig zu angepasst und „funktionstüchtig“ sind, bilden diese eine Gruppe dar, die ein hohes Risiko für emotionale Instabilität und Qualen in sich tragen (Dasberg, 1987). Einige sind auf eine besessene Weise besorgt um ihre unantastbaren Erinnerungen an die Vergangenheit, während andere diese vollständig zu vermeiden versuchen. Wenn sie dazu aufgefordert werden, immer widerkehrende Stresssituationen zu bewältigen, tendieren sie dazu, die schmerzvollen Momente der Vergangenheit von Trennung und Verlust wiederzuempfinden und an temporären Dysfunktionen im Verhalten und steigender Angst und Depressionen zu leiden.

 

Das klinische Bild von Childsurvivors des Holocaust scheint in vielen Bereichen den oben erwähnten PTSD Charakteristika zu ähneln, welches eine Reihe von traumatischen Erlebnissen über eine lange Zeitspanne miteinbezieht. Typischerweise manifesteieren sich viele verschiedene Persönlichkeitsstörungen durch Verhaltenshemmungen in frühen Jahren des Lebens,  indem die Struktur der Erwachsenenpersönlichkeit von unerfüllten Bedürfnissen des traumatisierten Kindes dominiert wird. So ist Mißtrauen in Beziehungen ein häufig hinzukommender emotionaler Bestandteil.

 

Behandlung von Childsurvivors

Solche emotionale Charakteristika machen die Behandling von Erwachsenen, die als Kinder traumatisiert wurden, zu einer heiklen Angelegenheit. Über den offensichtlichen Focus auf unterstützende Therapie hinaus gibt es große Unterschiede bzgl. Directiveness? (S.210), Zeitspanne und der gesamten therapeutischen Strategie. Für den Anfang werden zögerneden Klienten kurze Sitzungen vorgeschlagen, um eine Umgebung zu schaffen, in der ein Erinnerungsprozess, Problemlösen und Symptomlinderung autreten kann. Das Ziel einer solchen Sitzung besteht darin, den Klienten in ein emotionales Gleichgewicht zu bringen und adäquates functioning? So schnell wie möglich zu erreichen. Zu diesem Zweck werden existierende Schutzmaßnahmen und Bewältigungsmechanismen in einem Rahmen von positivem Denken und kognititvem  refraiming? gestärkt. Außerdem werden der Klient dazu ermutigt, Stressquellen in der Gegenwart ausfindig zu machen, seine/ihre physische Reaktion auf solchen Stress zu beobachten und Wege zu finden, um die überwältigenden Gefühle zu kontrollieren. Zu diesem Zweck können Entspannungstraining, Meditation, Traumreisen, Desensibilisierungsprozeduren und ähnliche Techniken angewand werden. Da häufig emotional schmerzhaft besetztes Material nicht mit Worten zu beschrieben möglich ist...?  S210

 

durch expressive Therapien, wie Kunst, kreatives Schreiben, Musik und/oder Bewegungstherapie. Gruppeninteraktionen und gemeinsames Teilhaben kann fördernde Ressourcen liefern, um mit dem Druck im Leben fertig zu werden. Während der Zweck solch einer einleitenden Sitzung aus einer Linderung von Symptomen und/oder Lösung von gleichzeitig auftretenden familiären Problemen besteht, muss die Behandlung von Childsurvivors zu guter Letzt auch den Umgang mit der Erfahrung des Holocaust selbst einbeziehen.  Deshalb wird eine explorative psychotherapeutische Methode vorgeschlagen, um einige unterdrückte oder dissoziierte Erinnerungen der traumatischen Kindheit durchzuarbeiten. Infolgeder zweifelhaften Wirksamkeit vonvon klassischer psychoanalytischer Therapie mit diesem Klientel basiert explorative Langzeit Psychotherapie häufig eher auf einer Art Psychology of the self?, als auf den nach Innen gerichteten Focus zue Interpretation von unbewußten Konflikten. Schritt für Schritt zielt solch eien Therapie darauf ab, das Selbst zu stärken, damit es achtsamer und fähiger wird, um überwältigende Gefühle zu regulieren. Dies kann den Childsurvivors hlefen, das schreckliche Ereignis von Verlassensein und gewaltsamen Trennungen von ihren engen Verwandten letztendlich zu ?

 

Der Prozess der Vorwärts- und Rückwärtsbewegung zwischen Kummer/Traurigkeit und Zorn/Amgst steht im Mittelpunkt von Traumata (Shoshan, 1989, p. 193). Bis zu diesem Zeitpunkt, wo solche Erinnerungen an die Oberfläche gebracht werden..? S.211

 

Aus diesem Grunde sollten traumatische Erlebnisse innerhalb einer haltgebenden vertrauensvollen Umgebung langsam aufarbeitet werden, in welcher der Therapeut die Rolle einer guten Mutterfigur einnimmt, die den Klienten beschützt, beruhigt und ermutigt. Durch stellvertretende Identifikation mit der elterlichen Seite des Therapeuten ist der Childsurvivor mit einer Art „korrektiver emotionaler Erfahrung“ versorgt, in welcher er/sie neue Kraft schöpfen kann, um mit Verlusten umzugehen. Außderdem kann solch eine Erfahrung ihm oder ihr zusätzlich neue Persektiven im Leben und neue Identifikationsmöglichkeiten bereitstellen.

 

Kinder von Überlebenden

Die transgenerationalen Auswirkungen des Holocaust aud die Nachkommen von Überlebenden bleibt ein ziemlich kontroverses Thema. Einige meinen, dass das Konzept der „2.Generation“ eine Illusion  und dass der Prozess der Transmission eine Täuschung ist. Andere fragen sich, ob es eine spezifische Psychopathologie für Kinder von Überlebenden gibt. Noch andere behaupten, dass die Nachkomme, sowie die Holocaustüberlebenden selbst, solch eine heterogene Gruppe sind, dass jegliche Generalisierung ..? S.211

 

Einige Therapeuten nehmen an, dass es unmöglich ist, in einer Familie von Holocaustüberlebenden aufzuwachsen, ohne einige der emotionalen Narben der Eltern zu absorbieren. Forscher stimmen mit dem jedoch nicht überein, indem sie aufzeigen, dass Nachkommen im Allgemeinen keine oder weniger Symptome der Psychopathologie aufweisen, als Vergeichsgruppen. 

 

Tatsächlich wurde erst kürzlich nahegelegt, dass das Vermächtnis des Holocaust die persönlichen Lebensläufe der Nachkommen in einer positiven Weise beeinflusst hat, indem dieser bedeutsamer wird und das Mitgefühl für menschliche Leiden ansteigt. Wenn Nachkommen von Holocausüberlebenden die 50 erreichen (45-55, wenn sie zwischen 1945 und 1955 geboren wurden), erwägen sie die Auswirkungen des Holocaust auf sich selbst und ihr Leben, besonders bzgl. Ihrer eigenen elterlichen Einflüsse, was dann die „3. Generation“ betrifft. Während der letzten Jahrzehnte ist die Menge der Literatur über transgenerationale Übertragung von Holocausttraumata angestiegen...?...zu einem einzigartigem  psychologischen Wissen von mehr als 400 Publikationen. Dieses Wissen entwickelte sich in einer kumulativen Form , ähnlich wie das der meisten psychologischen Forschungen: von Beobachtung zu Verallgemeinerung zu Theoretisierung(?), welche die empirische Forschung weitgehend stimuliert hat.

 

Die Übertragung von Holocausttraumata der Eltern auf ihre Nachkommen differieren zwischen „direkter und spezifischer“ Übertragung (ein mentales Syndrom in dem überlebenden Elternteil führt direkt zu dem selben spezifischen Syndrom in dem Kind) und „indirekter und allgemeiner“ Übertragung (eine Störung im Elternteil macht diesen unfähig, sich als Eltern zu verhalten, was indirekt zu einem allgemeinen Gefühl von Deprivation auf Seiten des Kindes führt). Während eine solche Unterscheidung valide erscheint, werden Aspekte im Prozess der Übertragung, welche mehr oder weniger „offen oder versteckt“, „manifest oder stillschweigend“ und „bewusst oder unbewusst“ sind, nicht genügend ausdifferenziert. Des weiteren gelingt es nicht, die Etiologie der Übertragung (oder die angenommene Ursache) von der Manifestation der Übertragung (oder den angenommenen Auswirkungen) eindeutig abzugrenzen. Offenbar gibt es noch keinen Konsens darüber, wie dieses Gebiet definiert werden kann. Einige reduzieren es auf seine deskriptive Bedeutung, andere beziehen Erklärungen ihrer Etiologie mit ein. Um solch eine Ambiguität zu reduzieren, werde ich hier zwischen dem Prozess der Übertragung (wie das Trauma von einer Generatione zu der nächsten weitergegeben wurde) und dem Inhalt der Übertragung (was wirklich übertragen wurde) differenzieren. Ersteres würde die angenommenen Ursache der Übertragung beinhalten bezogen auf das, was die Eltern mit ihren Kindern gemacht haben(??S.212) und Letzteres würde die Auswirkungen beinhalten, bzgl. Der psychologischen Reaktionen des Kindes. Während beide Perspektiven anscheinend sowohl direkte, als auch indirekte  (sowie auch spezifische und allgemeine) Aspekte miteinbeziehen, ist die grundlegende Unterscheidung von elterlichen Einflüssen und kindlicher Reaktion essentiell, um den kompexen Theorien und verfügbaren Forschungsergebnissen einen Sinn zu geben.

 

Prozess

Wie tritt transgenerationale Übertragung auf? Wie ...? von einer Generation zur nächsten? Der intergenerationale Mechanismus von Übertragung in Kulturen war immer ein zentrales antropologisches Postulat und auch das Aussterben von sozialen Normen und Glaube von Generation zu Generation wird in der Sozialpsychologie ausführlich thematisiert. Es wird angenommen, dass der Mechanismus der Übertragung ein sehr facettenreicher Prozess ist, welcher eine große Anzahl von offenen und verdeckten Arten(?) von Eltern-Kind Lernprozessen miteinbezieht, sowie Internalisation, Projektive Identifikation, Modellernen(?), Sozialisation und stellvertretendes Lernen. Offensichtlich scheint dies einerseits indirekt durch implizite Einflüsse in der frühen Kindheit, andererseits direkt durch die Kommunikationsstile, Erziehung, Übungen und Interaktion zwischen den Eltern später im Leben beeinflusst zu werden. Die Übertragung von Traumata kann somit wie eine Art subtiler elterlicher Vermittlungsprozess abgesehen werden, durch den die psychologische Last der Überlebenden auf irgendeine Weise auf ihre Kinder übertragen wird, angefangen im Säuglingsalter, weiter durch die Kindheit, Jugend, das Erwachsenenalter und darüber hinaus. Solch eine indirekte und oft unbewusste Übertragung von Holocausttraumata wird in verschiedenen psychoanalytischen Ausdrücken beschrieben als „Das Erinnern des Unbekannten(?)“ (Fresco, 1984), als ein „Schrei stummer Kinder“ (Kogan, 1995) oder als Gefühl, wie „Gedächtniskerzen in Holocaustumhang“(?) angesehen zu werden (Wardi, 1992, p.40). Es wurde also angenommen, dass Traumata durch einen unbewussten Identifikationsprozess und durch das Misslingen von Selbst-Objekt-Unterscheidung übertragen werden. Daraus resultierend empfinden die Kinder ein Bedürfnis, in der Holocaustvergangenheit ihrer Eltern zu leben (Kogan, 1995, p.26). Ähnlich erklärten auch Auherhahn und Laub (1998) wie „das massive psychische Trauma die internale Repräsentation die Realität formt und wie es ein unbewusster organisierender Grundsatz wird, der von den Eltern auf die Kinder übertragen und von denen internalisiert wird“ (p.22).

 

Interessanterweise enthalten eine Reihe von stillschweigenden(?) Einflüssen nicht so sehr das, was Holocaustüberlebende Eltern mit ihren Kindern gemacht haben, also die tatsächliche Erziehung, sondern eher wie sie sich als inadäquate Rollenmodelle verhalten haben. Offensichtlich schließt kindliche Sozialisation sowohl das Lernen von dem elterlichen Handeln als auch das ihrer Einstellungen mit ein. Das Aufwachsen mit gequälten Eltern selbst muss eine Art kumulatives Trauma für das Kind gewesen sein, welches stillschweigend die Störungen der Eltern absorbiert hat. Gemäß Shoshan (1989) wird lediglich auf Grund ihres Zusammenlebens „die Depression, die durch das Trauma der Eltern und ihren Anstrengungen dies zu unterdrücken entsteht, auf die Kinder übertragen“ (p.198). Durch die übertriebenen Sorgen der ängstlichen Eltern kann ein vager Sinn einer drohenden Gefahr geschaffen und übermittelt werden. Tatsächlich hatten  viele Eltern, die mit der Trauer um ihre immensen Verluste beschäftigt waren, häufig Schwierigkeiten, auf ihre Kinder in einer adäquaten Art und Weise einzugehen. Außerdem nahmen viele eltern an, eine ökonomische Sicherheit sei wichtiger, als emotionales Wohlergehen. Nichtsdestoweniger wurden diese Fmilien als ein sehr geschlossenes, in sich verstricktes System beschrieben (?), in dem beide Seiten darauf bedacht sind, den anderen von den schmwerzvollen Erfahrungen abzuschirmen, indem sich die Eltern gegenüber ihren Kindern vollkommen verpflichtet fühlen und die Kinder um die Führsorge ihrer Eltern sehr besorgt sind. Durch gegenseitige Identifikation sehen sich Eltern als würden sie stellvertretend in ihren Kindern leben wodurch so die Kinder stellvertretend die erschreckende Vergangenheit ihrer Eltern durchleben. In Anbetracht solch starker interpersonalen Familiendynamiken ist es nicht überraschend, dass Probleme bzgl. Individualisierung, Trennung und Bindung häufig auftreten.

 

Empirische Forshung über den Prozess der Transmission legt den Fokus weitgehend auf das von den Nachkommen wahrgenommene überbeschützende elterliche Verhalten. Im Gegensatz zu den Annahmen den oben beschriebenen Studien entwickelt sich ein vieldeutiges Bild über den Zustand von parenting(?) Holocaustüberlebenden. Einerseits berichten einigen Studien über einen erhöhten Grad an Aufdringlichkeit, überbeschützendem Verhalten, Mangel an Differenzierung, und Rollenkonfusion(?), welche die 2. Generation daran gehindert haben könnte, eine gesunde Unahbängigkeitsentwicklung zu durchleben.

 

Andererseits fanden andere Studien keine signifikanten Unterschiede zwischen Kindern von Holocausüberlebenden und anderen Kindern bzgl. Der Einstellungen zu ihren Eltern. Kellermann (2001a) fand in einer erst kürzlich durchgführten Studie über elterliches Verhalten von Holocaustüberlebenden, dass israelische Kinder von Überlebenden ihre Eltern allgemein in einem positiven Licht sehen. Außerdem zeigte sich, dass die Unterschiede zwischen Holocaustüberlebenden und anderen israelischen Eltern bzgl. Zuneigung, Bestrafung und überbeschützendem Verhalten sehr klein erscheinen. (if taken as a whole?, S.214).

 

Trotz ihrer Hingebung und weitgehend erfolgreichem Verhalten in der Kindeserziehung werden Holocaustüberlebende als unfähig angesehen zu verhindern, dass der Holocaust eine signifikante Einwirkung auf ihre Nachkommen hat. In Anlehnung an die Funde dieser Studie hat die Vergangenheit der Eltern weiterhin einen Starken Einfluss auf die individuelle entwicklung der Nachkommen, wekche spüren, dass sie den inneren Schmerz ihrer Eltern in sich absorbieren. Es scheint, als ob sie eine Art emotionale Last ihrer Eltern auf sich selbst übernommen haben welche einen großen Einfluss auf ihr Leben hatte. Beschrieben als „Rollen-Umkehr mit den Eltern“, Verstrickung(?), „Eltern-Kind-Rollendiffusion“ oder „elterliches Kind“, scheint der „Übertragungsfaktor“ in solchen Familien eine der wichtigsten Charakteristika der Eltern-Kind Beziehung zu sein.

 

Content(?)

Was wurde von Eltern, die den Holocaust überlebten, auf ihre Kinder übertragen? Was sind die Charakteristika von Traumata, wenn es solche gibt, die bei den Kindern von Überlebenden beobahctet werden können? In der klinischen Literatur wird häufige die Annahme geäussert, dass eine „zweite posttraumatische Stress-Störung“ übertragen wird, ausgehend von dem Wissen, dass viele Holocausüberlebende an PTSD leiden und somit ihre Nachkommen an einem Syndrom mit ähnlichem, jedoch leicht vermindertem Ausmaß leiden werden (Barozas und R...?)

 

Beim freien Assoziieren über den Holocaust zeigte sich, dass die Nachkommen scheinbar stellvertretend von den entsetzenden Erfahrungen ihrer Eltern traumatisiert waren, obwohl sie selber keine direkten Erlebnisse mit diesem Thema hatten. Es wurde angenommen, dass solch eine direkte „Transposition“(?) (Kestenberg, 1982) eines Traumas ererbt, vom Kind absorbiert oder zugezogen wird, als ob der Verfolgungskomplex der Eltern ansteckend wäre un die Nachkommen über mehrere Generationen hinweg infizieren würde. Wie eine Übertragung (Carry over?) der Vergangenheit wurde dieses Trauma vermutlich verleugnet oder „vergessen“, trotzdem wurde angenommen, dass dieses in emotional labilem oder gereitztem Verhalten Ausdruck findet. Wenn Kinder also lernen, solche gestörten Verhaltensweisen zu zeigen, die ähnlich zu denen ihrer Eltern sind, zeigt sich eine direkte Transposition einer distinkten Störung (wie das KZ-Syndrom, PTSD, Depressionen oder allgemeine Angststörungen). Auch kann ein „Jahrestag Syndrom“ auftreten, an welchem die Nachkommen das Trauma ihrer Eltern oder sogar Großeltern zu dem Zeitpunkt „nacherleben“, an dem sie sich im ähnlichen Alter oder am gleichen Tag befinden, an dem das eigentliche Trauma Jahre zuvor stattgefunden hat. Das Thema mit den größten Unstimmigkeiten zwischen klinischen Psychologen und Forschern stellt die Frage nach der Existenz oder Nichtexistenz von spezifischen oder allgemeinen Manifestationen in der psychopathologie der Nachkommen von Holocaustüberlebenden dar. Während Psychotherapeuten eine Reihe von charakteristischen Manifestationen von emotionalen Qualen beobachten und beschreiben,  gelang es Forschern nicht, diese Beobachtungen mit objektiveren und reliableren Instrumenten zu bestätigen. Ein aktueller Überblick ? (Kellermann, 2001b) über die empirische Forschung des Umfangs von Transmission macht den Versuch, frühere Funde über den mentalen Zustand der Kinder von Holocaustüberlebenden mit aktuellen zu verbinden. Bei der Zusammenfassung der Ergebnisse dieser Studien misslang es den meisten, die Annahme zu bestätigen, dass die Nachkommen von Holocaustüberlebenden im Vergleich zu Kontrollgruppen eine höhere Rate an Psychopathologie vorweisen.(?) 2/3 dieser Studien fanden keine oder nicht signifikante Unterschiede bzgl. der mentalen Gesundheit von Nachkommen von Überlebenden verglichen mit Kontrolgruppen. Lediglich 1/3 dieser Studien fanden Unterschiede in einigen Messungen.

Ferner ist es jedoch trotzdem wichtig, die Gesamtergebnisse ...?...

 

Wie erwartet wurden in den Studien über die nichtklinischen Gruppen keine höhere Anzahl von Psychopathologie unter den Nachkommen gefunden. Unter den Nachkommen in der klinischen Gruppe ist es weniger überraschend, dass Zeichen von psychologischen Störungen in einer Reihe von Studien vorgewiesen werden konnten. Diese Studien wiesen darauf hin, dass die klinische Gruppe der Kinder von Holocaustüberlebenden im Vergleich mit anderen Personen mit emotionalen Problemen einige spezifische Charakteristika vorzuweisen schienen. Diese beinhalten hauptsächlich Schwierigkeiten im Coping mit Stress und eine höhere Anfälligkeit für PTDS. Interessanterweise stimmen empirische Studien mit klinischen Gruppen bei Vergleichen von Kindern von Überlebenden mit anderen Gruppen weitgehend mit der umfassenden Anzahl von deskriptiven Studien überein. Die Ergebnisse zeigen, dass in der ersten Gruppe spezifischen Manifestationen psychiatrischer Symptome zu beobachten waren.

Die obige Differenzierung zwischen klinischen und nichtklinischen Nachkommen hat die Redundanz der früheren Ungleichheit zwischen Klinikern und Forschern vorgewiesen.(???) Jedoch, auch wenn sich die 2. Generation allgemein nicht von anderen bzgl. Anzeichen von Psychopathologie unterscheidet, manifestiert sich ihre latente Anfälligkeit für psychologische Störungen nach gehäuften Stresssituationen mehr und mehr (Dasberg, 1987). So scheinen die Nachkommen von Holocaustüberlebenden eine sich widersprechende Mischung aus Verwundbarkeit und Elastizität zu erleben, welche ähnlich ist zu der ihrer Eltern. Ausgezeichnete Beschäftigung(?), soziale und emotionale Tätigkeit (?) unter normalen Umständen können von temporären Zuständen von Angst und Depression unterbrochen werden, welche in Krisenzeiten einen klaren „Holocaustbeigeschmack“ haben können.

Im letzten Jahrzehnt wurden in einer Reihe von Studien solche Anzeichen spezifischer Vulnerabilitäten bei Nachkommen von Holocaustüberlebenden gefunden.

 

Behandlung der 2. Generation

In der Literatur sind eine Reihe von Behandlungsmethoden zu finden, welche auch bei AMCHA angeboten werden, um die mentalen Schwierigkeiten der Kinder von Holocaustüberlebenden zu lindern. Die meisten Prozeduren schließen Wege mit ein, die Klineten zu ermutigen, Gefühle, Gedanken und Assoziationen frei auszudrücken, welche bis dahin weitgehend verborgen waren. Aufgrund der Tatsache, dass viele Nachkommen von Holocaustüberlebenden nur ein vages Bewusstsein über den Einfluss des Holocaust auf ihr Leben besitzen, sind viele unfähig, eine passende Erklärung für ihren scheinbar unberechtigten Ärger, ihre Angst und Depressionen zu finden. Häufig wird deshalb psychoanalytisch orientierte Psychotherapie angeboten, um zu erreichen, dass der un- oder vorbewusste Prozess wahrgenommen werden kann, der die Übertragung des Traumas von einer Generation zur nächsten vorantreibt.

Manchmal wird Individualtherapie mit analytischer Gruppentherapie kombiniert. Aber auch innerhalb der Gruppentherapie stellt eine Reihe von Orientierungen bereit, wie expressive Formen von Musik, Kunst, Psychodrama und Bibliographie(?). Der übliche Aspekt dieser Herangehensweisen ist dieser, dass die Kinder von Überlebenden Möglichkeiten bereitgestellt bekommen, einen Einblick in die Wurzeln ihrer Probleme wahrzunehmen, was gefolgt wird von einem allmählichen Prozess des Durcharbeitens und der Reintegration des Problems(?). Die Methode der Gruppentherapie stellt ein für die Kinder von Überlebenden passendes Setting dar, um Erfahrungen zu vergleichen, sich so akzeptiert zu fühlen, wie sie sind und um eine Identität der „2. Generation“ zu entwickeln.

Da eine große Zahl der Probleme der 2. Generation aus Konflikten mit enmeshment? bestehen, ist die Hauptaufgabe in der Therapie eine Hilfe bereitzustellen, um sich von ihren Eltern zu lösen und ihre eigenen Identitäten zu finden. Wenn die Beziehung zwischen Eltern und Kindern so eng ist, dass es unmöglich erscheint, die Gefühle des Anderen wiederzugeben, ist professionelle Hilfe erforderlich, um solch eine Unterscheidung zu lernen. Wenn Kinder demnach fühlen, dass sie mit der Umgebung ihrer Holocaustüberlebendenfamilie nicht mehr umgehen können, bedarf es an Hilfe, ihr Elternhaus, sowohl in der Realität als auch in der Fantasie, verlassen zu können. Wie bereits beschrieben wurde ist dies leichter gesagt als getahn. Besonders in Familien, welche viele traumatische Verlusste erleiden mussten und so viele Hoffnungen und Erwartungen in die Nachkommen gesteckt wurden, stellt dies eine größe Schwierigkeit dar. Aufgrund dessen brauchen viele Patienten der 2. Generation intensive Hilfe und Unterstützung, um solch einen Identifikationsprozess Schritt für Schritt zu beschreiten.

Gleichzeitig versuchen sie auch, sich von den lästigen, dunklen Einflüssen der Holocausttraumata zu befreien, welche bei den Kindern von Überlebenden häufig wiederkehren.

 

Schlussfolgerung/Abschluss

AMCHA hat ein reichhaltiges ..?..und einzigartiges Wissen über die Spätfolgen von Holocausttraumatisierung und intergenerationaler Übertragung entwickelt. Dieses Wissen beschränkt sich nicht nur auf die Therapie von Holocausttraumatisierung, sondern kann auch darüber hinaus angewand werden, wie z.B. bei der allgemeinen Behandlung von Nachkriegsfolgen. Ob in Kambodscha, Ruanda, Bosnien oder anderswo, Opfer von Gewalt an verschiedenen Orten der Welt könnnen von den gesamten Erfahrungen von AMCHA profitieren. Dies bezieht sich nicht nur darauf, wie die Überlebenden selbst mit psychosozialen Langzeittherapie unterstützt werden können, sondern auch auf die Behandlung ihrer Nachkommen, als auch auf Personen mit einer sekundären Traumatisierung.(?)